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Das THW im Einsatz im Nord-IRAK

Rüdiger Maetzig, THW-Helfer im Ortsverband Selb, war ca. vier Wochen als THW-Helfer im Nord-Irak unterwegs. In einem Interview mit Beatrix Schäfer, Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit im Ortsverband Selb, spricht Rüdiger Maetzig über seinen Einsatz.

Schäfer: Wie kam es dazu, dass Sie für diesen Einsatz herangezogen wurden?

Maetzig: Ich bin als THW-Helfer in der THW-Auslandsdatenbank registriert. Das bedeutet, dass man sich generell für einen Auslandseinsatz in einer bestimmten Funktion bereit erklärt hat.

Schäfer: Wie wurden Sie über den bevorstehenden Einsatz informiert und hatten Sie eine Wahlmöglichkeit?

Maetzig: Die THW-Leitung in Bonn rief mich an einem Donnerstag an und suchte für den Einsatz im Nord-Irak einen Baufachberater. Da ich hierfür qualifiziert und außerdem hauptamtlich beim THW beschäftigt bin, sah ich das natürlich als eine Herausforderung.

Bis zum darauffolgenden Montag hatte ich Zeit, mit meiner Familie über das Vorhaben zu reden und das „Für und Wider“ zu bedenken.

Selbstverständlich kann jeder Helfer entscheiden, ob er für einen solchen Einsatz zur Verfügung steht oder nicht.

Schäfer: Wie hat es Ihre Familie aufgefasst, dass Sie in den Nord-Irak gehen sollen?

Maetzig: Meine Tochter findet Auslandsaufenthalte immer spannend, meine Frau meinte, wenn Du für solche Einsätze deine Bereitschaft erklärt hast, dann musst du das auch tun.

Schäfer: Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie der THW-Leitung Ihre Teilnahme bestätigten?

Maetzig: Ich dachte, das ist jetzt mal was ganz Neues und eine sicherlich bedeutsame Erfahrung, aber auch ein gemischtes Gefühl, was mich erwartet.

Von Seiten der THW-Leitung wurde man ja auch intensiv  auf den Einsatz vorbereitet.

Schäfer: Wie lange hatten Sie noch Zeit, bis Sie letztendlich im Flugzeug saßen?

Maetzig: Etwa zehn Tage.

Schäfer: Was hat das THW denn bei diesem Einsatz gemacht?

Maetzig: Das THW unterstützt im Irak den Bau von Flüchtlingscamps. Hierfür hat das Auswärtige Amt Gelder als Soforthilfe bereitgestellt. Das Ganze erfolgt selbstverständlich in Zusammenarbeit mit den einheimischen Behörden und Firmen und natürlich auch mit dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR).

Schäfer: Wie darf ich mir solch ein Flüchtlingscamp vorstellen?

Maetzig:  Es werden feste Fundamente  für -in der Regel-  jeweils 4  Zelte als Einheit errichtet, im Außenbereich werden an jedes Zelt eine  Küche und Sanitäranlagen installiert. Ein Zelt bietet Platz für eine Familie mit bis zu 6 Personen. Die Flüchtlinge können teilweise  Baumaterial wie  Zement und Steine bekommen und dann ihr eigens Haus daraus bauen, wenn sie das möchten.

Man rechnet damit, dass die Flüchtlinge für mindestens 8-10 Jahre hier bleiben oder sogar dauerhaft. Dann entstehen dort neue Stadtteile.

Schäfer: Und was hat das THW dabei getan?

Maetzig: Der Bau bzw. die Requirierung  von Flüchtlingscamps erfolgt gemeinsam mit den vor Ort tätigen Behörden, UNHCR und anderen Hilfsorganisationen. Hier wird gemeinsam besprochen und aufgeteilt, wer kann was machen und wer kann was leisten.

Wenn das THW dann eine Aufgabe übernommen hat, erfolgt die Ausschreibung der Leistung, die Auswahl der einheimischen Firmen, die Bauüberwachung und abschließend dann natürlich die Abnahme und Abrechnung der Leistung. Das ist sicherlich ähnlich wie in Deutschland.

Hinzu kommt dann jedoch die einheimische Mentalität und natürlich auch ganz andere Bedingungen und auch Vorschriften.

Schäfer: Wir haben jetzt Winter, kann man dort im Zelt leben?

Maetzig: Die Lebensbedingungen in solch einem Zeltcamp sind natürlich sehr schwierig und für uns nur schwer vorstellbar. Aber auch hier versucht das THW vor Ort mit geeigneten Maßnahmen das Leben annehmbarer zu gestalten.

Im Übrigen ist das THW nicht nur bei der Errichtung von Flüchtlingscamps tätig gewesen. Durch das THW wurden auch verschiedene Dinge zur Eigenhilfe  der Flüchtlinge beschafft, von Handwerkszeug über Hygieneartikel bis zu Wassertankwagen und Müllpressfahrzeugen.

Schäfer: Wie viele THW-Kräfte waren denn dann dort im Einsatz?

Maetzig: Es ist ein ständiger Wechsel vor Ort, in der Regel befinden sich dort 5 – 9 Helfer/Innen, wobei ein Austausch jeweils nach ca. 4 Wochen stattfindet.

Schäfer: Für wen sind denn die Camps gedacht?

Maetzig: Sowohl für inländische irakische Binnenvertriebene  als auch für Flüchtlinge aus Syrien.

Schäfer: Was waren die größten Probleme und was war besonders schön?

Maetzig: In den Camps leben mehrere Tausend Menschen. Sie müssen versorgt werden, aber genauso wichtig ist eine zuverlässige Entsorgung unter allen Bedingungen.

Wenn man die Familien und insbesondere die Kinder in den Camps sieht und sie diese Camps annehmen, dann ist das schon ein schöner Augenblick.

Schäfer: Hatten Sie die Möglichkeit, die einheimischen Menschen näher kennen zu lernen?

Maetzig: Ja, das hatten wir. Die Kurden vor Ort und auch die Flüchtlinge waren uns gegenüber sehr freundlich und dankbar für unsere Arbeit und Unterstützung.

Viele kannten Deutschland und das THW.

Schäfer: Was können Sie über die Infrastruktur sagen?

Maetzig: Eigentlich ganz fortschrittlich, allerdings war die Stromversorgung schon sehr gewöhnungsbedürftig, die wäre so in Deutschland undenkbar.

Schäfer: Und nun noch, konnten Sie während Ihres Aufenthaltes Kontakt zu Ihrer Familie halten?

Maetzig: Das war überhaupt kein Problem, wir hatten fast täglich Kontakt. Dank Skype und Internet ist das ja kein Problem mehr.

Schäfer: Wer kann denn beim THW mitmachen und kann dann jeder an einem Auslandseinsatz teilnehmen?

Maetzig: Jeder wird gebraucht, ob Bäcker oder Schlosser, ob Angestellter oder Ingenieur.

Beim THW durchläuft man eine entsprechende Ausbildung, die einen dann auf die jeweilige Tätigkeit vorbereitet. Das fängt an bei der Grundausbildung, über verschiedene Fach- und Führungsausbildungen.

Nach abgeschlossener Grundausbildung kann sich auch jeder Helfer und jede Helferin für Auslandseinsätze weiterqualifizieren und sich mit einem Eintrag in der Auslandsdatenbank für Auslandseinsätze zur Verfügung stellen.

Schäfer: Vielen Dank und alles Gute für die nächsten Einsätze.


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